In der aktuellen Situation der Pandemie ist der Wunsch nach Sauberkeit und Keimfreiheit groß. Doch für eine wirksame Flächendesinfektion müssen die richtigen Mittel richtig verwendet werden. Die folgenden Empfehlungen gelten für den privaten Bereich und Gebrauch. In Klinken, Praxen und anderen medizinschen Einrichtungen gelten häufig gesonderte Arbeitsanweisungen zur Hygiene.
Mit Reinigung ist das Entfernen von sichtbaren Verschmutzungen gemeint. Eine Fläche oder Gegenstand, die gereinigt wurden, können dennoch unsichtbar mit Keimen wie Viren oder Bakterien besiedelt sein. Wobei laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) eine Reinigung die Konzentration von Erregern auf einer Fläche bereits deutlich reduzieren kann, nämlich um 50-80%.
Wichtig bei jeder Reinigung ist: Putzwasser oder Schwämme und Tücher müssen regelmäßig gewechselt werden, damit man nicht die Keime des einen gereinigten Bereiches oder Gegenstands auf den anderen überträgt.
Mit der Flächendesinfektion kann man die Keimkonzentration deutlich stärker reduzieren, um 84 -99,9%. Eine komplette Keimfreiheit wird aber auch hierbei nicht erreicht. Ziel ist, dass keine Infektionsgefahr mehr von der desinfizierten Oberfläche ausgeht.
Empfehlung zur Flächendesinfektion während der SARS-CoV2-Pandemie
Bezüglich der aktuellen Pandemie mit dem SARS-CoV2 Virus empfiehlt das RKI im häuslichen und öffentlichen Bereich die einfache Reinigung mit gängigen Putzmitteln. Flächendeckende Desinfektionen außerhalb von Krankenhäusern oder Bereichen, in denen sich nachgewiesen Erkrankte aufhalten, ist nicht empfohlen.
Eine Ausnahme besteht, wenn eine erkrankte Person zuhause versorgt wird. Informationen zu dieser speziellen Situation hat das RKI in einer Broschüre zusammengefasst. In Einzelfällen ist im privaten Bereich aber vielleicht trotzdem eine Desinfektion gewünscht. Diese sollte dann korrekt durchgeführt werden, damit sie auch wirksam ist.
Gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV2 hilft "begrenzt viruzides" Desinfektionsmittel. Andere Keime benötigen aufgrund ihrer äußeren Struktur andere Mittel, zum Beispiel das Norovirus. Hierfür muss Desinfektionsmittel mit der Bezeichnung "begrenzt viruzid PLUS" eingesetzt werden.
Mittel, welche "antibakteriell" wirken, entfernen nur Bakterien. Sie sind nicht geeignet, um in der jetzigen Zeit der Pandemie sinnvoll zu desinfizieren. Viren, wie SARS-CoV2, werden durch sie nicht abgetötet.
Die Bezeichnungen müssen außen auf den Verpackungen der Desinfektionsmittel aufgebracht sein und geben Ihnen somit Hilfestellung, welches Mittel gegen welche Keime wirkt.
Tragen Sie bei der Desinfektion von Flächen immer Handschuhe. Die chemischen Mittel können die Haut angreifen und Reizungen, Allergien oder sogar Verätzungen verursachen. Am besten eigenen sich Putzhandschuhe mit langen Stulpen, so dass kein Desinfektionsmittel von oben in den Handschuh laufen kann. Für längere Arbeiten mit Desinfektionsmitteln sollten keine Einmalhandschuhe aus Vinyl, Naturkautschuk oder Naturkautschuklatex benutzt werden, da diese Materialien durch das Mittel angegriffen und schnell porös werden. Die besten Arbeitsgeräte für die Flächendesinfektion sind ein Behälter, welcher mit Desinfektionslösung und Einmal-Wischtüchern gefüllt ist. Häufig sind diese Eimer oder Boxen oben verschlossen und haben nur ein kleines Loch, aus welchem die Tücher entnommen werden können (idealerweise mit einer Abreißhilfe, so dass unbenutzte Tücher nicht angefasst werden müssen). Entnehmen Sie immer nur ein Tuch, welches mit ausreichend Flüssigkeit getränkt ist. Es muss "nass gewischt" werden; nebelfeuchtes Wischen reicht für eine effektive Desinfektion nicht aus! Dann reiben Sie mit diesem Tuch unter leichtem Druck über die zu desinfizierende Fläche. Lassen Sie diese komplett trocknen, dann ist die Desinfektion abgeschlossen. Beachten Sie die Hinweise auf den Desinfektionsmitteln, wie lange Sie die Lösungen verwenden dürfen. Manche müssen bereits nach einem Tag entsorgt und erneuert werden, um eine ausreichende Wirkung zu garantieren.
Fehler bei der Flächendesinfektion vermeiden
Auf keinen Fall sollte man eine Desinfektionsmittellösung verwenden, in die ein Lappen oder Tuch immer wieder eingetaucht wird. So "sammelt" man verschiedene Erreger in dieser Lösung. Diese haben dann die Möglichkeit sich zu vermehren oder sogar Resistenzen zu entwickeln. Im schlimmsten Falle überträgt man dann Keime auf Gegenstände, die man eigentlich davon befreien wollte.
Möchten Sie wiederverwendbare Tücher benutzen, so sollten Sie darauf achten, dass diese bei mindestens 60° waschbar sind. Diese Wäsche muss dann regelmäßig in der Maschine erfolgen, ansonsten sammelt man auch hier die Keime ein und schafft einen Nährboden für sie.
Sprühdesinfektionen umsichtig verwenden
Sprühdesinfektionen, bei der die Lösung aus einer Sprühflasche aufgetragen wird, haben den Nachteil, dass der Sprühnebel während des Auftragens eingeatmet werden kann. Das kann Reizungen, Allergien oder sogar Atemnot auslösen. Daher ist es ratsam bei der Flächendesinfektion wenn möglich auf Sprühflaschen zu verzichten.
Lässt es sich nicht vermeiden eine Sprühdesinfektion durchzuführen, weil die Fläche zum Beispiel schwer erreichbar ist, so besprühen Sie diese ausreichend und lassen das Desinfektionsmittel wie auf der Packung angegeben einwirken (meist sind das mindesten 20-30 Sekunden). Erst nach dieser Einwirkzeit sollte die Fläche abgewischt werden. Auch hier ist ein Wischen über die Fläche wichtig, da nur durch mechanische Reibung die Keime sicher reduziert werden.
Was muss man noch bei Desinfektionsmitteln beachten?
Wichtig ist: Nicht alle Flächendesinfektionsmittel eignen sich für alle Oberflächen. Sie können diese angreifen und in manchen Fällen auch zerstören. Bei allen elektronischen Geräten ist Vorsicht geboten, ebenso bei Oberflächen von Smartphones, Tablets oder Laptops. Die Bildschirme, insbesondere Touch-Screens sind empfindlich und müssen mit alkoholfreien Desinfektionsmitteln behandelt werden. Auf unserem Partner-Portal digital-ratgeber.de finden Sie mehr zu diesem Thema.
Händedesinfektionsmittel sollten nicht auf Flächen eingesetzt werden, da Zusatzstoffe, wie Farbstoffe oder Fette Rückstände auf den Flächen hinterlassen oder diese ebenfalls beschädigen können.
Es ist auch wichtig zu beachten, ob das Desinfektionsmittel gegen bestimmte Keime wirken soll. Auf den Verpackungen ist vermerkt, gegen welche Erreger die Desinfektionsmittel wirken oder gegen welche sie wirkungslos sind. Lesen Sie sich daher immer aufmerksam die Gebrauchsanweisungen durch.
Wenn Sie sichergehen wollen, lassen Sie sich zu den unterschiedlichen Desinfektionsmitteln in Ihrer Apotheke beraten. Hier bekommen Sie auch Mittel, die den Hinweis "VAH-zertifiziert" oder auch "VAH-gelistet" tragen. Diese Desinfektionsmittel wurden vom Verbund für angewandte Hygiene (VAH) auf ihre Wirksamkeit wissenschaftlich getestet.
Quelle: Apotheken Umschau
Comentarios